Mittwoch, 8. Juli 2009

Kunming

Am Vorabend blättere ich noch etwas in meinem Guidebook von China herum. Es steht, dass die Zollbeamten gerne Guidebooks beschlagnahmen und man sich entsprechend vorbereiten soll. Die Beamten freuen sich dann auch über meine Einreise und bitten mich zu Dritt in ein Büro. Hier darf ich zeigen, was ich gerne nach China importieren möchte. An Büchern sind sie auffallend stark interessiert (auch später fällt mir dies auf). Die Bauchtasche und den Tagesrucksack kontrollierten sie nicht und es wurde auch nichts beschlagnahmt. Jetzt darf ich zur Gepäckröntgenkontrolle. Und schon bin ich drin, in einem Land, wo selten englisch gesprochen wird und in dem ich die Landessprache nicht verstehe. Ein Land voller Kultur, wo die Menschen ehrlich und hilfsbereit sind, ein Land, das erreicht, was es sich zum Ziel setzt. Einst sehr Sozialistisch und heute mehr und mehr vom Geld geblendet, was im Volk nicht nur gutgeheissen wird.
Eine meiner ersten Aufgaben ist einen Bankomaten zum Geldabheben zu finden. Die sind hier oft hinter einem Wändchen getarnt. Mein Wörterbuch hilft mir bei der Fragestellung sehr, doch die chinesische Antwort richtig zu interpretieren, ist dann wieder mir überlassen. Es wurde mir sogar der Weg in der chinesischen Charakterschrift erklärt – doch die zu lesen bin ich noch Jahre entfernt. Mit der Zeit erreiche ich mein Ziel.
Inzwischen verzichte ich auf die Hilfe von Reisebüros und organisiere Tickets und Ausflüge selber. Innert Kürze finde eine Busverbindung nach Kunming.

Der Bus wird öfters angehalten und von der Polizei kontrolliert. Ca. alle drei Stunden wird für eine WC-Pause angehalten. Wir kennen ein anderes Verständnis für Privatsphäre: wir sind leiser und halten Abstand. Unüberhörbares spucken in jeder Situation gehört hier zur Tagesordnung.
Der Weg hierher führt an toscanaähnlicher Gegend vorbei.

Auffallend ist ebenfalls, dass nahezu jeder m2 als Ackerland genutzt wird. Diese Partnerstadt Zürichs ist Hauptstadt der Provinz Yunnan und umfasst eine Aglomeration von ca. 7Mio EW und hat vor allem in den letzten Jahren stark an Population zugelegt. Sie ist als die entspannteste Stadt Chinas bekannt.

Blick in die Bahnhofstrasse:

Abends geniesse ich in einem beliebten Restaurant einen Hotpot. An den Schärfeunterschied gewöhne ich mich gezwungenermassen rasch und scheine geeicht zu sein für den Rest meiner Reise.

Nach 2h Busfahrt erreicht man Shilin, wo eine vieler Sandsteingruppen zum so genannten “stone-forest” zur Touristenattraktion vermarktet wird.

Sie bauen, wie wir es uns oft nur träumen können. Die Strassen sind gefüllt mit Elektromotorrädern, die Club’s sind ebenfalls beeindruckend und die Internetkaffee’s sind Hallen gefüllt mit ca. 90 Computerstationen (leider wird auch hier mehrheitlich gespielt und selten nach Informationen aus dem Netz gesucht – oft sind Internetseiten Staat blockiert; so auch mein Blog. Auf den Strassen wird unkritischen Leuten elektronische Geräte mit falschem Markennamen günstig zu verkaufen versucht. Doch als ich mich näher erkundete, ob es sich dabei um ein Originaprodukt handelt, meinte der Verkäufer selber, dass es sich bei einem solchen Preis wohl kaum um ein solches handeln kann. Sie sind erstaunlich ehrlich!